(English version follows below)
Ein ganzes Jahr ist es mittlerweile her, dass wir unseren Freunden in der Schweiz Lebewohl gesagt und uns für die nächsten Jahre in Norddeutschland niedergelassen haben. Ein Jahr, in dem so viel passiert ist und wir so viel Neues erlebt haben (aber eigentlich kann man das von jedem Jahr sagen, oder nicht?).
Der Anfang in Norddeutschland fiel gar nicht so leicht. Mir zumindest nicht. Es war Winter (und ich hatte verdrängt, wie trübe, nass und grau die Winter hier oben sind), ich steckte mit beiden Kinder zu Hause im Umzugschaos fest und wir hatten als Fortbewegungsmittel nur das Fahrrad. Das Haus hatte sich gegen uns verschworen und zeigte in den ersten Wochen erstmal alle seine Fehler und Baustellen auf. Mir fiel gefühlt jeden Tag die Decke auf den Kopf.
Im Januar kam dann kam die Große in den Waldkindergarten und fand dort endlich neue Freunde. Wir nutzten jede Möglichkeit, um raus zu kommen. Um die Strecken besser bewältigen zu können, kaufte ich mir seit fünfzehn Jahren ein neues Fahhrad. Etwas später als geplant, aber doch immerhin im Frühling wurde der Hobbit bei der Tagesmutter eingewöhnt, was für mich eine große Entlastung bedeutete. Im Mai haben wir uns dann unser erstes Auto gekauft und nutzen es seitdem regelmäßig, um Ausflüge zu machen. An die Nordsee, zur Flensburger Förde, an den Strand, ins Freilichtmuseum oder oder oder. Die Gegend, in der wir wohnen, ist einfach wunderschön und wir genießen es sehr, so schnell in der Natur zu sein.
Schnell in der Natur sein heißt in dem Fall aber auch, dass hier jetzt nicht gerade das Leben tobt. Ab und an vermisse ich doch das Leben in der Stadt, die Möglichkeiten Leute kennenzulernen und die Freiheit, in Lauf- oder Busdistanz die Sachen einzukaufen, die man braucht. Bei uns im Ort gibt es zum Beispiel nirgends ein Geschäft, wo man Druckerpatronen kaufen kann. Da merkt man erstmal, wie oft bei unserem Drucker die Patronen alle sind, echt mal.
Ein riesiger Unterschied ist übrigens auch die Wohnsituation. Genauer gesagt, die Nachbarschaft. In der Schweiz haben wir in einem Miethaus gewohnt und waren mit unglaublich netten Nachbarn gesegnet. Man hat ständig Leute getroffen, sei es im Treppenhaus, bei sich zu Hause zum Kaffee trinken und spielen oder im Garten. Das fehlt mir hier total. Hier wohnen wir in einem alleinstehenden Haus. In den direkten Nachbarhäusern wohnen keine Familien, das eine steht seit dem Sommer leer. Wir können zwar nach Lust und Laune Krach machen, aber man ist dabei alleine.
Ähnlich ist es mit dem Garten. Oft fehlen uns unsere Freunde im Garten. Die Unterhaltungen. Die Ratschläge. Das gemeinsame Unkrautjäten. Und die Sticheleien, wenn gewisse andere Familienmitglieder danebenstehen und aus dem Reden nicht mehr raus kommen, während alle anderen arbeiten. Dafür haben wir einen viel größeren Garten, mit viel Platz zum Toben und zum Ausleben von Ideen. Den Blick vom Schlafzimmer aus in den Garten genieße ich sehr, und besonders lustig ist es, seitdem man jedes Mal Eichhörnchen sieht. In diesem einen Jahr haben wir erstmal versucht abzuwarten und zu sehen, was wo wächst. Aber so ganz geduldig waren wir trotzdem nicht und haben viel gearbeitet, gestaltet und gepflanzt. Nun sind wir alle sehr gespannt, wie es nächstes Jahr aussieht.
Also, im Großen und Ganzen finden wir, dass wir hier an einem feinen Fleckchen Erde gelandet sind. Wir haben etwas unterschätzt, wie lange es dauert, sich wieder ein gutes soziales Netz aufzubauen, in dem man ein gewisses Level an Vertraut- und Ungezwungenheit hat. Aber das kommt hoffentlich irgendwann. Im neuen Jahr werde ich, so wie es aussieht, auch wieder arbeiten. Anders, als gedacht, aber ich freue mich sehr und es wird spannend.
Und die Freunde in der Schweiz, die werden so oder so auch weiter vermissen. So ist das halt mit Freunden und Umzügen. Aber dafür haben wir ja genügend Platz für Gäste!!
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It has been over a year that we bid farewell to our friends in Switzerland and moved to Northern Germany. A year in which so many things happened and in which we made so many new experiences (but isn’t that the case with every year?).
The beginning in Northern Germany wasn’t as easy as expected or hoped for. At least not for me. It was winter (and somehow I forgot how wet, grey and dull the winter up here are), I was stuck with both children at home in the middle of the finest chaos, boxes everywhere, and our only way of transport was my bike. The house decided to plot against us and showed us all his flaws and weaknesses during the first weeks. I had serious cabin fever.
In January, the little one started to go to the forest kindergarden and finally made new friends. We took every opportunity to go out and explore. In order to be more mobile, I bought my first bike after fifteen years. A little bit later than planned, the hobbit started to go to a nursery three mornings a week, which brought some necessary relief for me. In Mai, we bought our very first car and we use it ever since for some great activities. The North Sea, the Flensburg fjord, the beach, the open-air-museum – you name it, it’s all in our reach now! The area we live in is indeed beautiful and we feel very blessed to have so much nature around us.
But having nature around us also means that we are not living in a vibrant city. Every now and then, I miss living in a city – the various opportunities to meet people and the freedom to buy stuff within walking- or bus distance. There is, for instance, no shop in our town where we can buy ink for our printer. It’s only now that we notice how often we actually need ink…
Another big difference are the living conditions. Particularly the neighbourhood. In Switzerland, we lived in a tenement and we were blessed with some great neighbours. We always met people, either in the hallway, at home for a coffee or in the garden. I really miss it. Here, we live in a single house. There are no families living right next to us, in fact the house to our right side has been empty since summer. We can be as loud as we want, yes, but we miss the communication.
It’s simliar with our garden. Often, I miss our friends in the garden. The conversations. The advice. The harmonious weeding. And the teasing when a certain family member would just stand there and talk while every one else is busy. On the other hand, we have a big garden with lots of space for running, playing and working on our own ideas. I very much enjoy the view from our bedroom, especially since there are so many squirrels around. This first year, we tried to wait and see what grows where (and when). But we didn’t quite manage to just wait. In fact, we were working, designing and planting a lot. And now, we are pretty excited how everything will turn out next season.
So, all in all we think that we landed in a pretty nice spot. We underestimated the socialising a little bit, and how long it takes to build up a good social network with a certain level of trust and familiarity again. But we are working on it. And it looks like I will be working at least some hours a week next year. It will be different than the plans I originally had, but I am very much looking forward to it.
And our friends in Switzerland – well, they will be missed no matter what. That’s how it is with friends and moving. But we have plenty of space for guests now!!