(English version follows below)
Wer nett ist, verliert. Haben wir leider gelernt. Zumindest in bürokratischen Aspekten. Hach Mensch, das Leben könnte so schön sein, wenn das ganze politisch-gesellschaftliche-soziale-wiemansnunauchnennenmag-System etwas freundlicher ausgerichtet wäre.
Karsten versucht seit zwei Monaten, ein bisschen Unterstützung für die Arbeitslosigkeit im September und Oktober zu bekommen. Immerhin haben wir ja vier Jahre in die Arbeitslosenkasse eingezahlt, und es handelt sich ja auch nur um einen überschaubaren Zeitraum von zwei Monaten und immerhin sind wir eine vierköpfige Familie. Zwei Monate klingt nicht schlimm und es ist auch noch tragbar, aber wer nun denkt “Was hat sie bloß, war doch nur kurz und die neue Stelle hat ja schon angefangen!”, der sei ganz lieb und nett darauf hingewiesen, dass man in der Schweiz pro Monat gut und gerne 4000 CHF loswird. Das sind 8000 CHF (!!!) in zwei Monaten, ohne dass wir irgendwelche Zuschüsse bekommen. Da darf ich gar nicht so genau drüber nachdenken. Und ich finde, wenn man in die Kasse einzahlt, dann darf man in so einer Situation auch mal was zurückbekommen.
So einfach ist das aber nicht. Es fing ja schon damit an, dass der neue Arbeitsvertrag irgendwie nicht fertig wurde. Uni-Bürokratie halt. Hat sich anscheinend in den letzten Jahren nicht groß gebessert. Obwohl Karsten eigentlich mehrmals gesagt hatte, dass er wirklich dringend irgendeine offizielle Bestätigung bräuchte, die er bis Ende September bei der Schweizer Arbeitslosenkasse einreichen könnte, damit die wissen, dass er schon wieder einen Job hat. Nachdem wir zwei Wochen jeden Tag in den Briefkasten schauten, ob der Vertrag schon da war, war es dann doch etwas ernüchternd bei einem Telefonat festzustellen, dass der Vertrag noch nicht mal geschrieben war. Und das Schreiben dauerte dann auch nochmal zwei Wochen. Während uns potentiell pro Tag von der Arbeitslosenkasse munter 100 CHF gestrichen wurden als Strafe.
Als die Bestätigung da war, hat Karsten versucht, dem Sachbearbeiter persönlich zu erklären, wie es zu der Arbeitslosigkeit kam. Nämlich dass er natürlich die andere Stelle einfach hätte antreten können und dann knallhart von einem Tag auf den anderen während der Probezeit hätte kündigen können. Aber dass er mit seinen Vorgesetzten immer ein sehr gutes Verhältnis hatte und es ziemlich hinterhältig gewesen wäre, sich so zu verabschieden. Dass die Kollegen ja auch mitbekommen hatten, dass er einen neuen Job hat. Und dass er gebeten wurde, bitte nicht anzufangen, weil das Projekt sonst Gelder verloren hätte, weil der nachfolgende Kandidat die Arbeit sowieso nochmal von vorne machen müsste. Und überhaupt tun wir uns mit so knallhartem business-Getue ja schwer, denn wir hatten bis jetzt immer das Glück, dass wir mit dem Arbeitgeber extrem gut auskamen und sowohl Karsten als auch ich finden ja, dass es sowas wie Anstand und Moral gibt. Wir mögen es, wenn man sich zum Abschied noch in die Augen schauen kann und sich vielleicht mal wiedersieht!
Tja, das Fazit des Sachbearbeiters? “Sehen Sie? Sie haben ihrem Arbeitgeber Geld gespart, aber genau das Geld wollen Sie jetzt uns aus der Tasche ziehen!”
Also ich gehe mal davon aus, dass wir uns demnach keine großen Hoffnungen auf Arbeitslosengeld machen müssen….Das hat man nun von Anstand und Moral.
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Being nice is not the way to go, apparently! At least that’s what we learned when it comes to bureaucratic aspects. Man, life could be beautiful if the whole political-social-society-whateveryouwanttocallit-system would be a bit more human.
Since two months, Karsten tries to get a bit of financial support during his time of unemployement. After all, he has been paying into the unemployment insurance fund for four years now and it’s just a short period of two months and hey, we are a family of four! Two months of unemployement doesn’t sound like the end of the world and it is indeed manageable but whoever thinks “What’s her problem, it’s just a short period of time and his new job has already started” should please remember that one easily spends 4000CHF per month in Switzerland. That’s 8000 CHF for two months without any financial support. I really shouldn’t remind myself, otherwise I am freaking out. And I think if one pays into the fund, one should be able to get at least a little bit of support.
But it’s not that easy. It started with the fact that the new contract wasn’t ready on time. Bureaucracy at universities, I tell you. Apparently hasn’t improved during the last years. Karsten insisted that he’d need some kind of official confirmation until the end of September that he could show to the unemployement office so they know that he already found a new job. After checking our mail box three times a day for two weeks to see whether the contract finally arrived, we found out that it hadn’t even been written. And the writing of the contract took another two weeks. During all this time, 100 CHF penalty were withdrawn from our potential unemployement support. 100 CHF per day!
When we finally got the confirmation, Karsten tried to personally explain to the person in charge why he has been unemployed. He tried to explain that yes, he could have started the other job and terminate it from one day to the other during the qualifying period. But he actually has quite a good relation to his superiors and it would have been pretty sneaky to quit like this. The colleagues knew about the new job anyway, so eventually the employer would have known about it too. And his superior kindly asked him to not start the job because the work that needed to be done is related to the project and the new candidate would have to do the work all over again anyway. And we are generally not a fan of the whole badass business thing, because we have been really lucky with our jobs so far and we do believe in silly things like decency and morale. We like to be able to look the other person in the eyes when saying goodbye.
And the conclusion of the person in charge? “You see? You tried to support your employer by saving him money, and now you want money from us??”
So I guess that means that our chances are not to good… Just because one tries to be decent, bah.